Praktische Tipps

Praktische Tipps für ein gesundes Stadtgrün

Was können Sie in Ihrer Stadt konkret tun, damit Ihr Stadtgrün möglichst wirksam zum Einsatz kommt?

  1. Erhöhen Sie generell die Anzahl der Bäume, um die Filterkapazität zu vergrößern.
  2. Gesunde, gut wachsende Bäume haben den größten Effekt; sorgen Sie darum für gute Wachstumsbedingungen.
  3. Sorgen Sie dafür, dass Bäume erwachsen werden können.
  4. Nutzen Sie Bäume, die an die städtische Umgebung angepasst sind und die wenig Pflege benötigen.
  5. Sorgen Sie für genügend Vielfalt unter den Bäumen, um möglichst viele Schadstoffe effizient herauszufiltern.
  6. Pflanzen Sie auch Nadelbäume, vorzugsweise immergrüne, für eine effektive Aufnahme von Feinstaub während des gesamten Jahres.
  7. Verwenden Sie für die Aufnahme von Feinstaub möglichst Laubbäume mit rauen und behaarten Blättern.
  8. Pflanzen Sie Laubbäume mit flachen, breiten Blättern für eine effektive Aufnahme von Stickoxiden und Ozon.
  9. Vermeiden Sie Arten, die empfindlich auf Luftverschmutzung reagieren.

Moderne Stadtbegrünung ist viel mehr als die Durchführung einiger kosmetischer Maßnahmen für ein besseres optisches Erscheinungsbild einer Wohngegend oder Stadt. Natürlich wirkt sich der Anblick von Grün positiv auf die menschliche Psyche aus, aber moderne Stadtbegrünung muss noch viel mehr können – und sie kann es auch, wenn sie richtig gemacht wird. “Richtig“ bedeutet in diesem Zusammenhang, dass aktuelle Forschungs- und Untersuchungsergebnisse unverzichtbare Grundlage der Grünflächenplanung sind.

So hat beispielsweise die Technische Universität (TU) Berlin herausgefunden, dass mehrere kleine Grünanlagen effektiver sind als ein großer Park. Die Berliner Wissenschaftler haben den Kühleffekt von städtischen Grünanlagen untersucht und sind dabei zu dem Ergebnis gekommen, dass sich die Abkühlung in einem Umkreis von etwa 300 Metern um die Grünfläche herum auswirkt. Kleinere Parkanlagen von etwa einem Hektar Größe (entspricht etwa den Maßen eines Fußballplatzes), sind effizienter, weil viele kleine Oasen die Wärmeinsel Stadt besser kühlen können. Mehrere kleinere Grünflächen bedeuten auch mehrere 300-Meter-Abkühlungszonen – und damit wohnt fast niemand mehr zu weit von einer städtischen Grünfläche entfernt, um von ihrem Kühlungseffekt profitieren zu können. Jede versiegelte Fläche kann durch ihre Entsiegelung zu einem besseren Stadtklima beitragen. Innenhöfe und Plätze, die mit einem natürlichen Bodenbelag ausgestattet und begrünt sind, wirken wie kleine Oasen in der städtischen Betonwüste und sorgen für ein angenehmeres Stadtklima.

Entscheidend für den Wirkungsgrad einer Grünfläche ist auch die Bebauung in ihrer Umgebung. Die bei vielen Stadtplanern favorisierten Frischluftschneisen sind auch aus Sicht der Klimatologen sinnvoll, schaffen aber in tropisch heißen Sommernächten nur wenig Abkühlung in der Wärmeinsel Stadt. Der Grund dafür ist, dass ein schwacher Wind vom Umland zu kraftlos ist, wenn er in der Stadt angekommen ist. Stößt der Wind in der Stadt aber immer wieder auf Hindernisse, also Gebäude, bilden sich Luftwirbel, die kühle Luft aus höheren Lagen an den Boden ziehen. Die Luft bleibt damit in Bewegung und kann gleichzeitig die Ansammlung von Schadstoffen verhindern. Im Zuge des prophezeiten Klimawandels werden tropisch heiße Sommernächte keine Seltenheit mehr sein. Der klimaoptimierten Stadtplanung mit vielen kleineren Grünflachen und wohldurchdachten Luftschneisen kommt damit eine wichtige Aufgabe zu.

Ein weiterer sehr wesentlicher Effekt des intakten Stadtgrüns ist die Erhaltung der urbanen Biodiversität. Städtische Grünanlagen haben auch wesentlichen Einfluss auf die Fauna, denn selbst wenn sich viele Tierarten bereits erfolgreich auf das Leben in städtischer Umgebung umgestellt haben, so brauchen sie auch in der Stadt ihren grünen Lebensraum. Gesundes Grün in der Stadt fördert und schützt die Tierwelt und bietet ihr ein umfangreiches Potenzial zum Überleben.

Die klassischen Grünanlagen sind Parks mit Rasen, Bäumen und Sträuchern. Fassaden und Dächer wurden lange Zeit nicht als zu begrünende Flächen berücksichtigt. Seit einigen Jahren sind aber auch die Hausfassaden und -dächer ins Interesse der Stadtplaner und Landschaftsarchitekten gerückt. Mittlerweile werden sogar fertige Fassadenelemente zur schnellen Begrünung angeboten. Begrünte Fassaden und Dächer sind in doppelter Hinsicht nützlich für das Stadtklima: Einerseits verhindern sie durch ihre Begrünung das Aufheizen und damit die Reflexion der Wärmestrahlung von Stein- oder Betonfassaden sowie Dächern und andererseits unterstützt die Bepflanzung die Abkühlung des aufgeheizten Stadtklimas. Begrünte Fassaden und Dächer bieten darüber hinaus den Bewohnern der so ausgestatteten Häuser einen zusätzlichen Vorteil. Die Pflanzen an der Außenwand und auf dem Dach haben einen Isoliereffekt, der die Wärme im Sommer draußen und im Winter drinnen hält. Darüber hinaus wirken Dachbegrünungen bei Regen als Wasserspeicher und entlasten dadurch die städtische Kanalisation.

Dach- und Fassadenbegrünungen eignen sich ganz besonders dort, wo die bestehende Bebauung keine Möglichkeit zur Anlage eines kleinen Parks bietet. Aber auch als zusätzliche Begrünung im Umfeld von Grünanlagen sind sie eine nicht zu vernachlässigende Option für vorausschauende Stadtplaner und Architekten.

Die Veränderungen, die der Klimawandel mit sich bringt, haben weltweit auch Auswirkungen auf die Pflanzenwelt. Eine wissenschaftliche Studie der Universitäten Bonn, Göttingen und Yale zeigt auf, dass sich die klimatischen Bedingungen für eine Artenvielfalt der Pflanzen bis zum Jahr 2100 zum Vorteil der heute gemäßigten Klimazonen verschieben werden. Pflanzen aus den jetzt tropischen Gebieten, die besondere Standortbedingungen erfordern, werden aus ihrem Lebensraum verdrängt und dorthin “zuwandern“, wo sie die optimalen Lebensbedingungen finden. In Zukunft werden das dann die mittel- und nordeuropäischen Regionen sein. Für Deutschland heißt das: Die veränderten Klimaverhältnisse werden hierzulande Pflanzen wachsen lassen, die bisher eher selten oder gar völlig unüblich sind. Auch wenn einige heimische Pflanzen in den kommenden Jahrzehnten Schwierigkeiten haben werden, sich den neuen Bedingungen anzupassen, wird die Artenvielfalt in unseren Breitengraden durch die Zuwanderung neuer Pflanzen sogar zunehmen. Dies gilt auch für den außerstädtischen Raum, die sogenannte “freie Natur“.

Für die Anlage von städtischen Parks und Grünflächen haben diese Forschungsergebnisse entscheidende Auswirkungen. Stadtplaner und Landschaftsarchitekten müssen umdenken und bei der Auswahl der Pflanzen künftig Arten berücksichtigen, die bislang nicht in Frage kamen. Aber auch die grünen Fachbetriebe, wie zum Beispiel die Baumschulen, passen ihr Angebot bereits heute den künftigen Gegebenheiten an und erweitern ihr Gehölzsortiment stetig.

Die KlimaArtenMatrix für Stadtbaumarten (KLAMStadt) gibt eine umfassende Übersicht über die Pflanzen, die unter den aktuellen und den prognostizierten Klimabedingungen am besten für die städtische Begrünung geeignet sind.

Zur Charakterisierung von Pflanzstandorten werden üblicherweise Kriterien von Bodenqualität und Wurzelraum, Wasserverfügbarkeit und -versorgung, Klimaaspekte wie Temperatur und Windexposition sowie das Potenzial für Schadstoffeinträge und mechanische Belastungen beschrieben. Hinsichtlich dieser Kriterien unterscheiden sich verschiedene Standorte in Städten erheblich: Während man für die Pflanzung in Parks nahezu natürliche Standortvoraussetzungen vorfindet, sind in urbanen Bereichen mit höherem Versiegelungsgrad – an Straßen und auf Plätzen – teilweise erhebliche Einschränkungen zu berücksichtigen: Im Untergrund liegen Versorgungsleitungen für Strom, Wasser und Daten, der Unterbau von Gehwegen, Parkplätzen oder Straßen  ist hoch verdichtet und besteht überwiegend aus mineralischen Bestandteilen.

Begrenzte Wurzelflächen

Der zur Verfügung stehende Wurzelraum für Bäume ist oft dementsprechend gering. Auch die offene Bodenfläche, über die Regenwasser die Wurzeln erreichen kann, ist meist beschränkt, so dass Bäume zumindest in längeren Trockenperioden im Sommer bewässert werden müssen. Pauschale Aussagen über die Güte verschiedener Pflanzorte verbieten sich jedoch, da nur die genaue Kenntnis der jeweiligen Lage eine Bewertung zulässt. Bei schlechten Ausgangsvoraussetzungen kann durch das Einfüllen spezieller Baumsubstrate ein Problemstandort deutlich verbessert werden. Auch die Tiefe der Baumgrube oder die Möglichkeit, das Wurzelwerk in die Breite unter Straßenbelägen auszudehnen und nicht zuletzt technische Einbauten zur Bodenbelüftung und Bewässerung erweitern die Entwicklungsmöglichkeiten von Bäumen in Städten erheblich.

Baumpflanzorte nicht optimal

Insgesamt gilt, dass die meisten Pflanzorte in Städten nicht optimal sind, weshalb die Vor- und Nachbereitung der Pflanzung im Unterschied zu offenen Pflanzflächen in Parks und Gärten an befestigten städtischen Standorten wesentlich aufwendiger ist. Dies gilt insbesondere da, wo sich vegetationstechnische und straßenbautechnische Anforderungen zu widersprechen scheinen. Denn neben diesen pflanzenbaulichen Fragen sind in Städten natürlich die Anforderungen des Straßenbaus für die Befestigung und Vermeidung von Straßenschäden zu berücksichtigen.

Baumpflanzung erfordert Fachkenntnisse

Es ist also eine anspruchsvolle Aufgabe für die Kommunalverantwortlichen aus Politik und Verwaltung, Städteplaner, Landschaftsgärtner und nicht zuletzt für die Baumschulen, die richtigen Sortimente für die richtigen Standorte auszuwählen, sie bestmöglich zu pflanzen und zu versorgen. Hierfür ist Sach- und Fachkenntnis notwendig über die Biologie und Dynamik von Bäumen.

Bäume und Sträucher sind Lebewesen und können naturgemäß nicht wie Schrauben oder Computer strengen Normenvorgaben entsprechen. Dennoch gibt es anerkannte Kriterien und Standards, die Bäume in Größen- und Qualitätskategorien einordnen. Als Standard gelten die von der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V. (FLL) herausgegebenen "FLL-Gütebestimmungen für Baumschulpflanzen", die branchenübliche und anerkannte Qualitätsformulierungen vorgeben – üblicherweise sind diese Gütebestimmungen die Grundlage für die Ausschreibung von Pflanzungen im öffentlichen Raum. Andere FLL-Regelwerke umfassen auch Empfehlungen und Richtlinien für das richtige Pflanzen und die Baumpflege. Wichtig für die Qualitätssicherung ist, dass bereits in der Planung und Ausschreibung diese Standards eingefordert werden und dass bei der Lieferung eine entsprechend qualifizierte Prüfung stattfindet. Damit der Baum am Standort zügig und sicher anwächst und sich danach am Standort gut entwickelt, muss ein ausreichend großer Wurzelraum vorhanden sein und je nach lokaler Bodenbeschaffenheit ein geeignetes Substrat zugeführt werden.

Erfolgsentscheidend sind bei Baumpflanzungen folgende vier Faktoren:

  1. die Auswahl der richtigen Baumart sowie Größe und Erziehungsform
  2. die sach- und fachgerechte Pflanzung mit ausreichend Wurzelraum
  3. die sach- und fachgerechte Fertigstellungs- und Entwicklungspflege
  4. die laufende Baumkontrolle und -versorgung am Standort

Schon bei der Baumartenauswahl können Fehler gemacht werden, die später zu erheblichen - unnötigen - Folgekosten führen. Die Baumart muss den Gegebenheiten des Standorts entsprechen, wobei es zum Beispiel um Aspekte wie Wasserversorgung, pH-Wert des Bodens und Bodenqualität insgesamt, Windexposition, sonstige Belastungen wie Begehen oder Befahren des Wurzelraums, Streusalzeintrag oder auch Einschränkungen durch im Erdreich kreuzende Rohre und Leitungen geht. Auch das Platzangebot für die Krone ist ein wichtiges Kriterium für die Auswahl der Baumart. Zu entscheiden ist ebenfalls über das richtige Alter bzw. die Größe der zu pflanzenden Bäume. Dabei ist nicht nur das zur Verfügung stehende Budget für den Einkauf zu bedenken, sondern auch die sachliche und fachliche Ausstattung für die weitere Erziehung und die Pflege am Standort. Jüngere Bäume sind preiswerter, jedoch ist unter Umständen der Kronenaufbau noch nicht vollständig abgeschlossen, was eine intensivere Baumerziehung und -pflege zur Folge hat. Hier kann vermeintlich günstiger Einkauf schließlich teuer werden. Für die Auswahl der richtigen Baumart am jeweiligen Standort sind folgende Kriterien zu beachten:

  • Klimaverhältnisse  (Sonne, Schatten, Temperatur, Wind)
  • Bodensituation  (Bodenart, Bodentyp, Nährstoffgehalt, pH-Wert)
  • räumliche Gegebenheiten  (Wurzelraum und Lichtraumprofil)
  • standortbedingte Belastungen  (Versiegelung, Schadstoffe, Nutzerdruck)
  • architektonische Wirkung  (Laubfarbe, Kronenform etc.)

Ausgewählt werden sollten Bäume und Gehölze, deren typische Eigenschaften bezüglich Wuchsform, Fruchtfall, Duft, ggfs. auch Allergenstatus optimal zu dem Standort passen. Empfehlenswert ist es, neben der GALK-Straßenbaumliste auch lokale Erfahrungen mit bestimmten Baumarten und -sorten in die Planung einzubeziehen.