Liebe Leserinnen und Leser,

auf die neue Regierung kommen viele Aufgaben zu. Im Bereich der Baumschulen wird es um die Frage gehen, wie man den Ausbau der grünen Infrastruktur in unserem Land durch eine Stärkung der hiesigen Gehölzproduzenten und Vermarkter erreichen kann.

Machen wir uns nichts vor: In vielen Köpfen klafft eine gedankliche Lücke zwischen der „guten“ Pflanze und der vermeintlich „weniger guten“ Produktion der selben. Natürlich wird in den deutschen Baumschulen, um die gewünschte Qualität der Bäume und Sträucher etc. zu erzielen, nach guter fachlicher Praxis der Schutz der Pflanzen sichergestellt. Kein Kunde in einer Gartenbaumschulen oder einem Gartencenter würde Pflanzen akzeptieren, die mit Blattläusen oder Mehltau überzogen sind. Und jede Kommune wünscht sich Gehölze, die „frei von Schaderregern und Krankheiten“ (so, wie es die Technischen Lieferbestimmungen von Baumschulpflanzen auch vorsehen) geliefert werden.

Die Produzenten werden diese Parameter und Kundenwünsche auch in Zukunft sicherstellen müssen. Nicht nur aus ästhetischen Gründen, sondern auch, damit die Pflanzen ihre Funktion als Hauptträger der biologischen Vielfalt, als natürliche Klimaanlagen, Sauerstoffproduzenten und CO2-Binder erfüllen können. Die neue Koalition, wie auch immer die aussehen mag, wird daher nicht umhin können, der Forschung im Bereich der Sonderkultur ein hohes (finanzielles) Augenmerk zu schenken, um weitere Alternativen im Pflanzenschutz zu entwickeln. Auch bei der Reduktion von Torf sollte man den eingeschlagenen gemeinsamen Weg von Regierung und Wirtschaft fortsetzen. Und nicht zuletzt ist es richtig, die Baumschulen als wichtigen Teil der deutschen Umweltökonomie mit einem CO2-Bonus zu versehen.

Unbestritten ist eines: Der internationale Wettbewerbsdruck in der Baumschulbranche ist hoch. Niemand aber kann ein Interesse daran haben, dass Pflanzen aus dem Ausland, die mit minderen Umwelt- und Sozialstandards und schlechterer Qualität auf den Markt geworfen werden, die heimischen Betriebe verdrängen; weder die Umwelt bzw. die Natur, noch die zahlreichen Menschen in unserem Land, die die Klimaziele des Pariser Abkommens anstreben.

 

Es grüßt aus Berlin

Ihr

Markus Guhl