Helmut Selders, Foto: BdB

Liebe Leserinnen und Leser,

wie funktioniert politisches Lobbying in Corona-Zeiten? Tatsächlich sind uns viele normale Instrumente der berufsständischen Interessenvertretung aus der Hand geschlagen worden. Die Übergabe des Baumes des Jahres an den Agrarausschuss des Deutschen Bundestages wurde ebenso abgesagt, wie diverse Parteitage, auf denen wir mit einem Stand auftreten wollten. Auch das Sommerfest des Parlamentskreises Mittelstand der CDU/CSU-Fraktion wurde Opfer der Krise – und damit auch die Präsentation von Zukunftsbäumen für den Klimawandel, die der BdB dem Veranstalter zugesagt hatte.
Auch die zahlreichen Veranstaltungen von verschiedenen Institutionen, Ministerien und Verbänden, die regelmäßig rund um den Reichstag stattfinden, und auf denen auch wir uns bewegen, um Kontakte zu knüpfen und zu halten, sind abgesagt. Kurzum: die normale berufliche Tätigkeit der Interessenvertreter im Berliner Politikbetrieb ist zum Erliegen gekommen.

Gerade am Anfang der Krise haben wir daher per Telefon oder via Mails Kontakt zu den Entscheidern gehalten; vor allem, um die Lage in der Branche zu schildern, mit ihnen die Auswirkungen zu diskutieren und etwaige politische Maßnahmen zu besprechen: von Staatsbürgschaften bis hin zu Saisonarbeitskräften.

Mittlerweile findet das Lobbying im virtuellen Raum statt. Das Verrückte: jede Institution nutzt ein anderes technisches Tool. Der BdB hat mittlerweile einige Virtuelle-Konferenzen-Anbieter im Abo, um die Vorlieben der Gesprächspartner – insbesondere in Sachen Benutzerfreundlichkeit und Datenschutz – bedienen zu können.

Mit der Zeit breitet sich eine gewisse Routine bei solchen Konferenzen aus. Wir haben bereits virtuelle Erfahrungen mit der Bundesministerin, Staatssekretären, Abgeordneten und NGOs gemacht. Als Fazit kann man sagen: es funktioniert, obwohl – allen gegenteiligen Äußerungen von Protagonisten der „schönen neuen Corona-Arbeitswelt“ zum Trotz – der persönliche Kontakt mit Handschlag letztlich nicht ersetzt werden kann.

Wie geht es weiter? Wir werden in den nächsten Monaten diese Art der Kommunikation mit unseren Ansprechpartnern aus Politik und Verwaltung weiter verstetigen. Wir werden aber zur Placierung unserer Botschaft auch die social media-Kanäle ausbauen müssen. Denn dort werden wir, wenn wir schon nicht auf Parteitagen und anderen Großveranstaltungen zugegen sein können, unsere Stimme gegenüber einem breiteten politik-affinen Publikum erheben. Das wird spannend und ist notwendig, da angesichts der künftig trüberen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen unsere Themen schwerer durchdringen werden als das vor der Krise der Fall war. Denn da waren wir mehr oder weniger Platz 1 der politisch-öffentlichen Debatte. Da wollen wir wieder hin!

Es grüßt aus Berlin

Ihr Helmut Selders