Liebe Leserinnen und Leser,

beim jüngsten Parlamentarischen Abend der grünen Verbände hat BdB-Präsident Helmut Selders auf die Notwendigkeit einer standortgerechten Pflanzung von Gehölzen hingewiesen. Für die Baumschuler als die Experten für das lebendige Grün ist dieser Hinweis eine Binsenweisheit. Eine Pflanze wächst nur da optimal und kann damit die Funktion, die ihr zugedacht ist, erfüllen, wenn sie die richtigen Rahmenbedingungen hat. Gerade im Klimawandel wird dies von besonderer Bedeutung sein. Denn die Standorte in der Stadt, aber auch in der freien Natur werden künftig höchste Anforderungen an die Pflanzenqualität und die geeignete Pflanzenauswahl stellen. Diese kluge gärtnerisch basierte Vorgehensweise des praktischen Naturschutzes findet jedoch nicht überall ihren Widerhall.

Bestes Beispiel hierfür sind Bestrebungen, gebietseigene Pflanzen auch in den urbanen Raum zu bringen und in diesem Sinne zu promoten. Angesichts der großen ökologischen Herausforderungen wird sich eine solche Forderung in Zukunft eher als Bärendienst als für die biologische Vielfalt zuträglich erweisen.

Auch in der freien Natur werden in den nächsten Jahren die Grenzen gebietseigener Pflanzen zutage treten. Zwar hat man in den letzten zehn Jahren die Bürokratisierung und die Kosten für die Zertifizierungssysteme staatlich in die Höhe schnellen lassen, hat jedoch darüber ganz vergessen, die Voraussetzungen zu schaffen, um gebietseigene Pflanzen überhaupt kultivieren zu können. In weiten Teilen Deutschlands fehlt es schlichtweg an geeigneten Beerntungsgebieten. In jüngster Vergangenheit wurde gar die Registrierung von vorhandenen Beständen von den unteren Naturschutzbehörden verweigert. Resultat: Viele Landschafts- und Wildgehölze werden in der freien Natur keinen Platz mehr finden.

Nun kann man sagen, dass man überall auf forstliche Vorkommen zurückgreifen kann. Das ist richtig. Aber was die Verengung der verfügbaren Pflanzen für die freie Natur auf forstliche Herkünfte mit biologischer Vielfalt zu tun hat, bleibt das Geheimnis der zuständigen Verwaltungen in Bund und den Ländern.

Es grüßt aus Berlin

Ihr

Markus Guhl