Liebe Leserinnen und Leser,
die geplante neue Pflanzenschutzverordnung der EU-Kommission setzt die Landwirtschaft, aber auch die Baumschulen zu Recht in Alarmstimmung.
Sollten die Regelungen, wie ursprünglich von der Kommission geplant, eins zu eins umgesetzt werden, sind alle Pläne der Politik, die grüne Infrastruktur im Klimawandel zu stärken, Makulatur.
Das übliche Geheule von Lobbyisten, mag mancher behaupten. Dem ist aber nicht so. Insbesondere die Pläne für die sogenannten sensiblen Gebiete, in denen kein Pflanzenschutz mehr betrieben werden darf, würden dazu führen, dass bis zu 90 Prozent der Baumschulflächen auf pflanzenschützende Maßnahmen verzichten müssten.
Aber selbst auf den übrigen Flächen soll der Pflanzenschutz binnen weniger Jahre um 50 Prozent reduziert werden. Insbesondere bei den Baumschulen, die ohnehin nur wenige Pflanzenschutzmittel zur Verfügung haben, droht die Gefahr von Krankheits- und Schädlingsresistenzen. Nun hört man Stimmen von offizieller Seite, die diese Problematik abtun und sagen, dass Endkunden sich an eine andere Pflanzenqualität gewöhnen müssten. Blattläuse oder Mehltau im Gartencenter könnten dann Normalität werden.
Abgesehen davon, ob der Kunde eine solche Ware kaufen möchte, werden Pflanzen in dieser Art und Weise auch in Zukunft nicht den Weg ins Gartencenter finden. Denn die Pflanzengesundheitsverordnung der EU schreibt - im Gegensatz dazu - vor, dass Baumschulgehölze nur dann verkauft und geliefert werden dürfen, wenn sie frei von Krankheiten und Schädlingen sind. Und nur dann erhält die Baumschule den sogenannten EU-Pflanzenpass, der amtliche Nachweis der EU, dass nach guter gärtnerischer Praxis ein Krankheits- und Schädlingsbefall ausgeschlossen werden kann. Niemand in der EU möchte, dass europaweit Pflanzen mit Krankheiten und Schädlingen kursieren. Deswegen gibt es harte Vernichtungsmaßnahmen, die insbesondere bei Quarantäneschädingern, die in Baumschulen auftreten, zu langjährigen Betriebsschließungen führen können.
Es kommt einem im Augenblick so vor, dass die EU-Kommission nicht daran gedacht hat, wie sehr sie mit der neuen Pflanzenschutzverordnung die eigenen Regelungen konterkariert. Deswegen hat der BdB in den letzten Wochen hochrangige politische Gespräche auf Bundes- und EU-Ebene geführt, um hier einen politischen Paradigmenwechsel einzuleiten. Näheres finden Sie in der aktuellen Ausgabe von „Grün online“.
Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich einen guten Rutsch ins neue Jahr.
Ihr
Markus Guhl