Liebe Leserinnen und Leser,

der Richtlinienvorschlag der EU-Kommission zur Zukunft der Pflanzengesundheit sieht eine 50-prozentige Reduzierung von Pflanzenschutzmitteln in der europäischen Landwirtschaft bis zum Jahr 2030 vor. Damit nicht genug: In sogenannten sensiblen Gebieten soll der synthetische Pflanzenschutz gänzlich verboten werden.

Man kann es drehen und wenden wie man will. Sollte es so kommen, wie von Brüssel vorgeschlagen, werden Landwirtschaft und Gartenbau in wenigen Jahren ihre Leistungsfähigkeit als Produzenten qualitativ hochwertiger landwirtschaftlicher und gärtnerischer Produkte verlieren. Man könnte sagen, es ist eine Kampfansage an die landwirtschaftliche Urproduktion.

Erste Gespräche mit dem Bundeslandwirtschaftsministerium haben unsere Befürchtungen erhärtet, dass künftig in Deutschland bis zu 80 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche nicht mehr mit Pflanzenschutz bewirtschaftet werden können. Das bedeutet vielfach das Aus für die Betriebe.

Eine Reduzierung des Pflanzenschutzes um 50 Prozent innerhalb von sieben Jahren ist ein politisches Postulat, das mit der Wirklichkeit auf dem Acker nichts zu tun hat. Es ist richtig, dass eine umweltverträgliche Produktion angestrebt werden soll. Gerade im Baumschulbereich ist sie dies bereits heute schon. Aber man muss auch in Brüssel zur Kenntnis nehmen, dass der Mensch die Umwelt in Anspruch nehmen muss, um selbst Lebensgrundlagen für sich zu schaffen.

Das ist sicher eine Gratwanderung, aber die einseitige Betonung der Umwelt wird ins Abseits führen. Niemandem ist geholfen, wenn in Deutschland keine Pflanzen mehr produziert werden können, die gesund an ihrem Endstandort ihre Funktion zum Wohl von Mensch und Umwelt erfüllen. Hier brauchen die Baumschulen auf jeden Fall als Sonderkultur eine differenzierte Herangehensweise.

Deutschland selbst verfolgt allerdings auch noch mal einen Sonderweg. Anders als in den übrigen EU-Ländern sind weite Teile der landwirtschaftlichen Flächen als sensibel nach Brüssel gemeldet worden, wobei auf diesen Flächen im Jahr 2030 der Pflanzenschutz verboten werden soll. Man fragt sich, ob dies Absicht ist oder Versehen. Wenn es so kommt, wie geplant, werden in bedeutenden Baumschulclustern, wie dem Pinneberger Baumschulland, keine Möglichkeiten mehr zum sachgerechten Pflanzenschutz existieren. Jeder, der vom Gartenbau ein Verständnis hat, weiß, dass dies der Produktion, wie wir sie heute kennen, den Garaus macht.

Der BdB wird alles daran setzen, dies zu verhindern. Entsprechend haben wir in einer ersten Stellungnahme gegenüber der EU-Kommission unsere Haltung deutlich gemacht. Auch der europäische Baumschulverband ENA, das Sprachrohr aller Baumschulverbände der EU, hat sich im Sinne des BdB positioniert. Wir alle wissen: Ohne Baumschulen gibt es weder Gehölze für die Stadt, noch für die freie Natur, noch für den Wald.

Es grüßt aus Berlin

Ihr 

Markus Guhl