Schutz der Kulturpflanzen sichern und Produktionsverlagerungen vermeiden – Vorschläge für einen modernen Pflanzenschutz

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hat im März 2024 eine Diskussionsgrundlage für die Erarbeitung eines sogenannten Zukunftsprogramms-Pflanzenschutz vorgelegt. Während die generelle Botschaft auf der Titelseite des Papiers lautet: „Mit nachhaltigem Pflanzenschutz die Ernten der Zukunft sichern und die Abhängigkeit von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln verringern“, beschränkt sich der Fokus des gesamten Papiers auf die Reduzierung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes. 

Vorschlag liefert keine Antworten auf wesentliche Zukunftsfragen des Ackerbaus Wachsende Herausforderungen wie die Sicherung der Versorgung mit Nahrungs- und Futtermitteln, die Vermeidung von Produktionsverlagerungen, die Sicherung der Ernten, der Produkte und Qualitäten und der Schutz des Waldes durch den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln sind in dem Papier nur eine Randnotiz. Im Vordergrund steht eine pauschale Reduzierung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes ohne Folgenabschätzung. Insofern liefert der Vorschlag des BMEL keine Antworten auf die wesentlichen Zukunftsfragen des Acker- und Pflanzenbaus einschließlich des Gartenbaus und des Schutzes von Kulturpflanzen vor Schädlingen, Krankheiten und Konkurrenz. Statt den Pflanzenschutz in Zeiten wachsender Herausforderungen zukunftsfest zu machen, stellt das Pflanzenschutz-Programm des BMEL im Kern eher ein Rückbauprogramm der Land- und Forstwirtschaft in Deutschland mit einem stark ordnungsrechtlichen Charakter dar. 

Rückschritt für Landwirtschaft, Ernährungssicherung und Umwelt 
Die Chancen von Technik und Innovationen sind völlig unterrepräsentiert – seien es innovative Anbaumethoden, neue Züchtungstechniken, innovative Pflanzenschutzmittel, Digitalisierung oder die Potenziale hochpräziser Ausbringungstechnik, um sowohl die Erträge und Qualitäten der Erzeugnisse zu erhalten, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auf ein notwendiges Maß zu reduzieren und gleichzeitig einen Beitrag zum Erhalt und zur Förderung der Artenvielfalt zu leisten. Mit dem Duktus „Reduzierung der Abhängigkeit von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln“ wird der chemische Pflanzenschutz diskreditiert. Der Schutz der Kulturpflanzen zur Ernährungssicherung wird den Umweltzielen Artenvielfalt, gesunde Böden, saubere Luft und unbelastetes Wasser untergeordnet und als unvereinbar dargestellt. Die unterzeichnenden Verbände sehen die Vorschläge des BMEL eindeutig als Pflanzenschutz-Reduktionsprogramm und als einen Rückschritt für Landwirtschaft, Ernährungssicherung und Umwelt. 

Zukunftsfähiger Pflanzenschutz braucht fachlich fundierte, technikbasierte, wirtschaftlich tragfähige und kooperative Maßnahmen
Die Verbände kritisieren zudem den nationalen Alleingang des BMEL, nachdem auf europäischer Ebene die Verordnung über die Nachhaltige Verwendung von Pflanzenschutzmitteln (SUR) von der EU-Kommission zurückgezogen wurde. Die Verhandlungen auf EU-Ebene sind deshalb gescheitert, weil starre Reduktionsziele und pauschale Verbote des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln der falsche Weg und in der EU nicht mehrheitsfähig sind. Dies nun auf nationaler Ebene anzustreben, wird von den Verbänden abgelehnt. Stattdessen sollten im Sinne der Zukunftskommission Landwirtschaft sowie der in den Bundesländern gestarteten Initiativen zum Pflanzenschutz und zum Naturschutz gemeinsam Wege für einen kooperativen Naturschutz und Vorschläge für einen zukunftsfesten Pflanzenschutz entwickelt werden. Die Verbände fordern das BMEL auf, das Papier zurückzuziehen und einen zukunftsfähigen Pflanzenschutz auf der Basis fachlich fundierter, technikbasierter, wirtschaftlich tragfähiger und kooperativer Maßnahmen neu auszurichten, anstatt an praxisuntauglichen Verzichtsstrategien festzuhalten.

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