Der Landesverband Schleswig-Holstein im Bund deutscher Baumschulen (BdB) e.V. führte am 13. Juni 2022 seine Mitgliederversammlung im Gartenbauzentrum der Landwirtschaftskammer S-H in Ellerhoop durch. Der Landesverband repräsentiert als Berufs- und Wirtschaftsverband die 300 Baumschulen im Lande. Die Baumschulen im Norden sind seit rund 250 Jahren im Pinneberger Baumschulland konzentriert, beschäftigen rund 2.500 Mitarbeiter und erzielen einen jährlichen Produktionswert von ca. 180 Mio. EUR.

Axel Huckfeldt, Vorsitzender des BdB Schleswig-Holstein, konnte viele Ehrengäste aus Bundestag, aktuell neu gewähltem Landtag sowie Kreistag, Bürgermeister und Vertreter:innen aus Verwaltung und Wirtschaft zur Tagung seines Verbandes begrüßen.

Marktlage: Guter Absatz bei steigenden Preisen – „Gehölze sind wieder mehr wert!“ Klimadebatte fördert die Wertschätzung von privatem und öffentlichem Grün

Axel Huckfeldt äußerte sich positiv über die Marktlage 2021/2022:

„Ein guter Absatz bei lebhafter Nachfrage über das gesamte Sortiment, viele Artikel sind bereits verknappt. Die erforderlichen Preiserhöhungen ließen sich am Markt durchsetzen. Besonders gefragt waren in Deutschland Obstgehölze aller Arten und Sorten. Dazu kommen Blühgehölze. Hintergrund hierfür dürfen der Trend zur Selbstversorgung und der Insektenschutz sein. Infolge der bislang anhaltenden privaten und öffentlichen Bautätigkeit sind Straßenbäume, Solitärs und Heckengehölze stark nachgefragt. Wir spüren, dass bei vielen kommunalen Entscheidungsträgern die Erkenntnis reift, dass nur grüne Städte resilient im Klimawandel sein können. Grüngürtel, Parks und Stadtbäume machen Städte lebenswert. Dabei wird auch das neue Sortiment der Klimawandelbäume zunehmend nachgefragt, welches die Deutsche Gartenamtsleiterkonferenz (GALK) gemeinsam mit dem BdB empfiehlt.“

Im Forst besteht nach den erheblichen Waldschäden der letzten Jahre (Trocknis, Stürme, Borkenkäfer) immense Nachfrage für Wiederaufforstungen sowie Maßnahmen des Waldumbaus in artenreiche Mischwälder.

„Aktuell bestehen erhebliche Herausforderungen in den Bereichen Rohstoffe, Logistik und Fachkräfte. Die Preise von Betriebsmitteln (Dünger, Pflanzenschutz, Energie) und betrieblichen Dienstleistungen steigen enorm. Der Mangel an Fachkräften führt zu einem signifikanten Anstieg der Löhne, den wir aktuell auch in unserem Tarifvertrag abbilden. Wir wollen und müssen als Branche wettbewerbsfähig sein. Deshalb wurden auch die Ausbildungsvergütungen deutlich erhöht, im 3. Ausbildungsjahr auf 1.045 EUR monatlich“, betont Axel Huckfeldt.

  Der Ausblick zur Verfügbarkeit von Gehölzen am Markt: „Die Verfügbarkeit von Gehölzen wird sich zum Herbst leicht verbessern. Je kürzer die Kulturzeit des Gehölzes, umso deutlicher. Das bedeutet aber auch, dass Pflanzen mit längerer Kulturzeit wie z.B. Straßenbäume noch nicht in deutlich größeren Mengen zur Verfügung stehen. Infolge der Kostensteigerungen müssen die Preise unserer Pflanzen zum Herbst hin deutlich steigen! Die Baumschulen haben leider keinen Spielraum und müssen diese Kosten an die Abnehmer weitergeben“, prognostiziert Axel Huckfeldt.

Grußworte: Vize-Präsident Thorsten Krohn (BdB), MdB Dr. Ralf Stegner und Andreas Köhler (Kreis Pinneberg)

BdB-Vizepräsident Thorsten Krohn, Tangstedt, betonte die Bedeutung der Forschung für die Baumschulwirtschaft. Im Gegensatz zur Industrie ist die Baumschulwirtschaft von kleinen und mittelständischen Betrieben geprägt. Aus den Unternehmen heraus könne nur begrenzt geforscht werden. Deshalb werden staatliche Forschungsmittel benötigt, forderte Krohn an MdB Stegner gerichtet. Ferner forderte Krohn auch von der Politik die verstärkte Investition in grüne Infrastruktur.

 MdB Dr. Ralf Stegner wies auf die besondere Bedeutung der Baumschulwirtschaft im Kreis Pinneberg hin. Er betonte die aktuellen gesellschaftlichen Anforderungen an die Produktion (Nachhaltigkeit, Lohn); Biodiversität, Pflanzenschutz und Grüne Städte seien im Koalitionsvertrag verankert. Als Wahlkreisabgeordneter werde Stegner die Belange der Baumschulwirtschaft verstärkt in den Blick nehmen und sich auch für die branchenspezifischen Forschungsbedürfnisse verwenden.

Andreas Köhler, Regionalentwickler in der Kreisverwaltung Pinneberg, betonte die gute Zusammenarbeit des Kreises mit den Baumschulen, dem Gartenbauzentrum der Landwirtschaftskammer, dem Deutschen Baumschulmuseum und dem Förderverein Kulturlandschaft Pinneberg e.V. Das Pinneberger Baumschulland sei identitätsstiftend für den Kreis Pinneberg - das Deutsche Baumschulmuseum von besonderer Bedeutung. Auch der Kreis Pinneberg möchte das Museum in der Grünen Meile Ellerhoop ansiedeln.

Auszeichnung der erfolgreichen Teilnehmer an der Bundesgartenschau Erfurt 2021

W. Kordes' Söhne - Rosenbaumschulen GmbH & Co. KG,
Klein Offenseth-Sparrieshoop:
Große Gold: 3; Gold: 18, Silber: 9, Bronze: 10, Ehrenpreis: 1

Rosen Tantau Vertrieb GmbH & Co. KG,
Uetersen
Gold: 3, Silber: 1, Bronze: 1

H. Clausen - Baum - & Rosenbaumschulen,
Böklund
Gold: 2, Silber: 2, Bronze: 2

Rosarie Pflanzenhandel GmbH,
Heidgraben
Silber: 2

Verabschiedung von Angelika Steffen, langjährige Vorsitzende und stellv. Vorsitzende

Angelika Steffen, Baumschul-Unternehmerin aus Rellingen, wurde nach über 30-jährigem ehrenamtlichen, berufsständischen Engagements verabschiedet. Mit der Goldenen Ehrennadel des Verbandes war sie bereits 2010 ausgezeichnet worden. Angelika Steffen war 1999 bis 2001 Vorsitzende des Landesverbandes gewählt und hat seitdem als stellvertretende Vorsitzende im Vorstand die Geschicke bis 2022 mitbestimmt.  Von 2001 bis 2010 war sie zudem Vizepräsidentin des BdB-Bundesverbandes.

Vorsitzender Axel Huckfeldt dankte Angelika Steffen für das beeindruckende Engagement mit dem Worten: „Angelika, für viele unserer Mitglieder bist du die ‚Mutter‘ des Landesverbandes. Darin kommt zum Ausdruck, mit wieviel Verbundenheit, Zugewandtheit und Einfühlungsvermögen du diese verbandliche Führungsaufgabe wahrgenommen hast.“ Angelika Steffen wurde mit einer Schwedenreise und einem Fotobuch unter anhaltendem Applaus der Versammlung verabschiedet.

Ehrung von Dietmar Nass, Verdienstmedaille des Bundes dt. Baumschulen (BdB)

Der Bund deutscher Baumschulen (BdB) zeichnete Dietmar Nass, ehemaliger Leiter der Abteilung Gartenbau der Beruflichen Schulen Elmshorn und Leiter der Norddeutschen Fachschule für Gartenbau in Ellerhoop mit der Verdienstmedaille des BdB aus. Dietmar Nass hat sich in wohl einzigartiger Weise um den Berufsnachwuchs und die Meisterausbildung der Baumschulbranche in Schleswig-Holstein und mithin in Deutschland verdient gemacht.

Dietmar Nass, selbst Baumschuler und studierter Gartenbauer, hat seit 1980 rund 3.500 Baumschulerinnen und Baumschuler gemeinsam mit seinem Kollegium der Berufsschule betreut und ausgebildet. Dietmar Nass zeichnet sich durch eine besondere pädagogische Gabe, seinen empathischen Umgang mit seinen Schülern sowie durch eine ausgeprägte Liebe zur Pflanze und Gehölzkunde aus. Im Rahmen der Norddeutschen Fachschule Gartenbau vermittelte er mehreren Hundert Baumschul-Meistern seine Liebe zur Baumschul-Pflanze und mit dem fachgerechten Umgang mit ihr. Dietmar Nass unterstützt seit über 25 Jahren die Aktivitäten des BdB im Bereich Nachwuchswerbung nach Kräften, vor allem durch Organisation der Beteiligung an Berufsmessen und auf Gartenschauen in Norddeutschland.

Vorsitzender Axel Huckfeldt: „Dietmar Nass ist ein ausgewiesener Gehölzexperte, überragender Lehrer und zugleich stets ansprechbar und offen für die Bedürfnisse unserer Branche.“

„Schwammstadt und Grüne Stadtoberflächen – was unsere Städte resilienter im Klimawandel macht.“ Phillip Sattler, Stiftung Die Grüne Stadt, Berlin

Stadtgrün, Schwammstadt, Klimaresilienz - diese Begriffe stehen dafür, dass nach drei extrem trockenen Sommern und regelmäßigen sintflutartigen Unwettern der Klimawandel auch im Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit angekommen ist. Wie kann der grüne Sektor die Stadt für den Klimawandel fit machen?!

Landschaftsarchitekt*innen, Landschaftsbauer*innen und Baumschuler*innen haben das richtige Handwerkszeug, um Städte an die veränderten Bedingungen anzupassen und zukunftsfähig zu machen.

Urbane Grünräume sind von wesentlicher Bedeutung für die Anpassung unserer Städte an sich verändernde Klimabedingungen. Schwammstadt und grüne Stadtoberflächen müssen die Leitmotive für einen ganzheitlichen ökologischen und sozialen Umbau des Lebensraums Stadt bilden: “must-have” und nicht mehr nur “nice-to-have”!

Um die grüne Stadt der Zukunft nachhaltig für alle zu gestalten, sind “nature-based-solutions” das Gebot der Stunde. Dieser Umbau muss ausreichend finanziert und personell ausgestattet werden!